„Der Dax am Abgrund“ –

so überschreibt Mario Steinrücken seinen Artikel für „finanzmarktwelt.de“ vor wenigen Tagen. Und tatsächlich ist das eine Schlagzeile, die Kenner einiger Verschwörungstheorien, die mit der Bibel zusammenhängen, für diese Tage erwarten würden.

Gestern hat in Israel ein neues bürgerliches Jahr begonnen. Wir befinden uns nun im Jahr 5783. Das Jahr, was zu Ende ging, war biblisch gesehen ein besonderes Jahr: es war ein Schmittajahr, auch Sabbatjahr genannt. Vielleicht kennst du es, dass jemand ein sabbatical oder eben ein Sabbatjahr nimmt und seine beruflichen Verpflichtungen für einen gewissen Zeitraum ruhen lässt.

So etwas hat Gott für die gesamte jüdische Nation im Land Israel angeordnet. Jedes 7. Jahr gab es einen positiven „Great reset“. Das Land lag in diesem Jahr brach. Die Felder und Weinberge durften nicht bestellt werden, der Boden erholte sich. Es ist eine wunderbare Art der Ausbeutung ein Ende zu setzen. Es geht darum ruhen zu lassen, frei zu geben. Was auf den Feldern von alleine wuchs durften die Armen einsammeln, es war Gemeinschaftsgut. Heute werden Böden und Tiere und Menschen ausgepresst, alles genutzt, was nur irgendwie geht. Warum? Weil wir von Gier getrieben sind. Immer mehr haben zu wollen…. wohin das führt, sehen und spüren wir alle.

Wenn damals im Leben alles schief lief und du deine Rechnungen nicht bezahlen konntest, dann konntest du deine Arbeitskraft „verkaufen“. Du konntest dich in den Dienst eines Landsmannes stellen, der dich beschäftigt und versorgt hat. Aber in eben diesem 7. Jahr, diesem Sabbatjahr, warst du wieder frei und hast sogar einiges für einen Neustart mitbekommen, die Schulden wurden erlassen. Dieser nationale Schuldenerlass ist der Grund, warum einige Menschen am Ende dieses speziellen Jahres Auswirkungen auf die Börse erwarten. So schrieb zum Beispiel der Focus am 10.09.2015 (2014/2015 war ebenfalls ein Sabbatjahr): „Ende des Sabbatjahres: Erwartet uns am 14. September die Börsen – Hölle?“

Ich kenne mich mit der Börse nicht aus und weiß auch nicht, ob man derartige Dinge weltweit erwarten kann, wenn es hier doch eigentlich um Anweisungen für einen Lebensstil innerhalb des Landes der Bibel geht, aber für Wellenreiter – Invest schrieb Robert Rethfeld am 28. Dezember 2014:

„Elf der sechzehn Sabbatjahre seit 1900 sahen Korrekturen, Crashes oder Bärenmärkte größeren Ausmaßes. Die Abwärtsbewegung Top zu Boden im Dow Jones Index betrug in jedem dieser Jahre 20 Prozent oder mehr. Weitere drei Sabbatjahre sahen zunächst Seitwärtsbewegungen (1923, 1951, 1993) bevor sich eine Abwärtsbewegung durchsetzte. Nur zwei der sechzehn Sabbatjahre lassen sich als uneingeschränkt positiv bezeichnen (1944 und 1958).“

Es gibt dazu also allerhand Spekulationen und Untersuchungen.

Ehrlich gesagt, interessiert mich in diesem Zusammenhang etwas ganz anderes. Viel spannender finde ich das geistliche Leben.

Hast du dich nicht auch schon einmal beim Lesen der Bibel gefragt, woher die Jünger und Apostel so viel Wissen über das Wort Gottes mitbrachten? Ich meine, die waren Fischer, Zollbeamte, radikale Untergrundkämpfer, Jesus selbst war Zimmermann (damals eine Art Architekt und Bauunternehmer in einem), Paulus war Zeltmacher usw. Das waren keine Pastoren. Bei uns ist das meist strikt getrennt. Da gibt es diejenigen, die sich mit geistlichen Dingen beschäftigen und diejenigen, die wirklich arbeiten. 😉 Als mein Vater sein Theologiestudium als Gemeinschaftspastor begann, war es von seiner Organisation gewünscht, dass er vorher eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen konnte.

Auch damals, im ersten Jahrhundert, war es so, dass jeder, der arbeiten konnte, das tat, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. (ausgenommen natürlich die peiester, die nach einem festgelegten Dienstplan Dienst hatten um Tempel und durch den Zehnten dafür bezahlt wurden) Der geschätzte Nikodemus, der Jesus in der Nacht aufsucht, war zwar Mitglied des Hohen Rates, aber er war auch Brunnenbauer. In diesem trockenen und heißen Land ein sehr lukrativer Beruf. Der Talmud berichtet uns über ihn und so wissen wir viele Dinge, die die Bibel oft als bekannt voraussetzt. Jeder Mensch arbeitete in einem „normalen“ Beruf, wenn er konnte. Aber JEDER, wirklich JEDER, studierte auch Gottes Wort.

In jedem 7. Jahr, wenn das Land ruhte, dann waren die Studienhäuser voll. Jeder Mann studierte dann Gottes Wort ausgiebig.

Jeder Mann, der 21 Jahre alt war, hatte also bereits ein 3jähriges Theologiestudium hinter sich. (Du verstehst sicher, worauf ich hinauswill. Aber ja, auch die Kinder begannen bereits zu lernen.) Der zwölfjährige Jesus im Tempel verblüfft mit seinen Antworten voller Weisheit die älteren und erfahrenen Gelehrten, aber es wurde absolut vorausgesetzt, dass er sich in der Schrift auskennt in diesem Alter.

Sie studierten intensiv und diskutierten und legten in diesem Jahr den Grundstein für den neuen Zyklus. Der neue 7 – Jahreszyklus begann wie jedes Jahr mit einer Reihe von Festtagen. Gestern hatten wir den ersten Tag des neuen Jahres, ein Festtag, nächsten Mittwoch feiern wir Yom Kippur und fasten. Die Woche danach beginnt das wunderbare Fest der Laubhütten, sieben Tage lang und am achten Tag ist wieder ein Festtag.

Zu Beginn eines neuen Zyklus hatte Gott aber noch eine besondere Idee. Das erste Jahr eines neuen Zyklus hat auch einen speziellen Namen. Es heißt „Hakhel – Jahr“. Das bedeutet Versammlung oder Treffen.

Gott erklärt nämlich in 5. Mose 31 ab Vers 10:

„Nach Ablauf von jeweils sieben Jahren, während des Laubhüttenfestes, sollt ihr allen Israeliten die Torah vorlesen, wenn sie kommen, um sich vor dem HERRN, eurem Gott an dem Ort zu versammeln, den er sich erwählt. Ruft alle zusammen: Männer, Frauen, Kinder und auch alle Ausländer, die in euren Städten leben. Sie sollen zuhören und lernen, dem HERRN, eurem Gott, mit Ehrfurcht zu begegnen und sich an alle Vorschriften und Ordnungen gewissenhaft zu halten.“

Es gab ein spezielles Podium dafür und der König las öffentlich Abschnitte der Torah vor. Natürlich konnte er nicht die ganzen 5 Bücher Moses vorlesen, deshalb gab es nicht nur diese eine Versammlung, sondern in diesem „Versammlungs – Jahr“ wurde in vielen kleinen Treffen und Versammlungen fortgesetzt, was im Jahr zuvor Hauptbeschäftigung war: lernen, studieren und diskutieren. Auch die Frauen sind von Gott ausdrücklich erwünscht und die Kinder. Jeder darf lernen und mitreden. Es sind übrigens spannende Jahre, diese „Hakhel – Jahre“. Im Herbst 1945 begann solch ein Jahr. Und was soll ich sagen: nach dem Krieg waren die Kirchen voll. Die Menschen wollten lernen. Aber in den meisten Fällen erstickt so etwas an den bestehenden Strukturen. Und das kommt Einigen ganz gelegen. Denn, wenn wirklich JEDER anfangen würde Gottes Wort zu lesen, zu lernen und zu diskutieren, dann würde ganz schnell deutlich, dass das, was die Kirche tut und lehrt nicht viel mit Gottes Wort zu tun hat.

Eins dieser Versammlungsjahre, dieser Jahre um sich zu treffen, auszutauschen und zu lernen hat gerade wieder begonnen. es ist eine großartige Chance, falls du schon immer mal wissen wolltest, was da eigentlich so drinsteht in diesem dicken Buch. Es ist eine wunderbare Gelegenheit Treffen zu vereinbaren um über Gottes Wort zu reden und miteinander auszutauschen. Falls du schon immer mal dazu einladen wolltest, Kraft für den Alltag miteinander aus Gottes Wort zu schöpfen, dann ist das Deine Zeit. Es ist Dein Jahr! Ich wünsche dir ganz viel Segen beim Entdecken und Forschen und wenn du anderer Meinung sein solltest, als jemand anders, dann ist das kein Problem! Bleib ganz entspannt und vor allem respektvoll. Gott arbeitet mit uns an unterschiedlichen Punkten und er ist viel größer, als unser Denken. Die Rabbiner sagen, dass es 70 verschiedene Arten gibt einen Vers der Torah auszulegen, da ist auch Platz für deine Interpretation. Viele verschiedene Ansichten formen ein wunderschönes 3 D Bild. Da ist kein Platz für Streit und Mundtot – machen. Jede der vielen Richtungen und Strömungen hat einiges richtig erkannt und hat in anderen Dingen viel falsches drin, was Gott in seinem Wort verurteilt. Kein Grund für Hochmut. Aber Grund zum Lernen, zum Reden, zum richtigen „Streiten“.

Ich wünsche dir ganz viel Segen dabei, wenn du vielleicht die Brille deiner Prägungen und der Doktrinen, die du mit der Muttermilch aufgesogen hast beiseitelegen kannst und lesen kannst, was Gott wirklich sagt.

Dann entdeckst du vielleicht, dass Gottes Wort kein bisschen langweilig ist und viele Dinge mehr.

Darin steckt natürlich auch eine kleine Gefahr, wenn du plötzlich entdeckst, dass Gottes Wort etwas ganz anderes sagt, als deine Gemeinde vielleicht lehrt. Aber genau das ist die Herausforderung unserer Zeit: zurück zu Gott und seinem Wort, zurück zur Wahrheit. Etwas anderes beschert uns vielleicht eine trügerische Harmonie, aber es wird uns nicht helfen, nicht nützen und irgendwann werden wir voll Schrecken erkennen, dass wir umsonst gearbeitet haben. Das soll nicht passieren! Deshalb ist Korrektur nötig! Die Chance dazu haben wir jetzt!

Sei gesegnet!

Christin Müller

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