Eine große Gefahr geht aus von….

In diesen Tagen wird weltweit in den Synagogen die Geschichte gelesen, in der Jakob gegen diesen mysteriösen Boten Gottes kämpft. Nachts. Allein. An der Furt eines Flusses. Und wir können daraus erstaunlich viel lernen!

Es ist eine spannende und faszinierende Geschichte. Und sie erinnert mich sehr an unsere Situation. Um uns herum ist es vielleicht nicht dunkel, aber es herrscht ein undurchdringlicher Nebel aus Meinungen und Statistiken und Mahnungen und Aufrufen und Drohungen und Einschränkungen und Stimmen der Wut, Stimmen der Angst, unendliche Beschallung.

Und es wird gekämpft. Jeden Tag. Mit Worten und mit Waffen.

Ich mache mir Sorgen. Um uns alle, um unsere Gesellschaft, um unsere Kinder. Wohin führt uns dieser Weg? Sehen wir uns an, wohin dieser Weg Jakob führt.

Jakob kommt zurück aus dem Land Haran, wohin er geflohen war. Er hatte seinem Bruder Esau den Segen eines Erstgeborenen weggeschnappt und musste vor Esaus glühenden Racheschwüren fliehen. In der Heimat seiner Mutter fand er Aufnahme und obwohl er einen hohen Preis dafür zahlte, hatte er schließlich eine Familie und auch Wohlstand erlangt. So kam er nun zurück in sein Heimatland. Deutlich war ihm die offene Rechnung mit seinem Bruder bewusst.

Er sucht Hilfe bei Gott und erkennt an, dass er all das, was er besitzt durch Gottes Hilfe und Segen erlangt hat und nicht durch seine Kraft und Cleverness.

Und er bittet darum, dass Gott ihm Schutz gibt vor dem cholerischen Bruder. Er bekennt seine Furcht vor der Begegnung mit dem Zwilling und bittet um Hilfe. (1. Mose 32, 11 – 22)

Vorsorglich richtet er ein paar Bestechungsgeschenke für Esau an und ordnet seine Familien so an, dass der Schaden begrenzt bleibt im Worst – Case – Szenario, was er sich ausmalt.

Die Nacht verbringt er allein. Allein mit sich und seinen Ängsten. Plötzlich wird er angegriffen und – gestärkt durch das Adrenalin seiner andauernden Befürchtungen – entwickelt er eine enorme Kraft. Er kämpft den Kampf seines Lebens, den Kampf, auf den er sich in Gedanken schon mehr als 20 Jahre vorbereitet hat.

Er kämpft erbittert, und er erringt einen Sieg, aber er trägt auch einen Schaden davon. Dauerhaft kommt es zu einer Schädigung der Hüfte.

Die reale Begegnung mit Esau ist danach nicht mehr wirklich schlimm. Vielleicht deshalb, weil seine Ängste, die er über 20 Jahre genährt hat, etwas überzogen waren. Oder vielleicht aus dem Grund, weil er in der mysteriösen Begegnung bereits einen Sieg davon getragen hat und anders auftreten konnte. Oder auch deshalb, weil gerade seine neuerworbene Schwäche ihm zum Segen wurde, weil Esau Mitleid mit dem hinkenden Bruder hatte.

Mit wem kämpfte Jakob denn nun? Es ist eine wahrhaft geheimnisvolle Gestalt, die ihren Namen nicht nennen will, aber Jakob einen neuen Namen gibt. Eine Gestalt, die segnen kann.

Eine Gestalt, in der Jakob anfangs einen Feind vermutet, und sie mit all seinen Kräften bekämpft, die ihm aber letzten Endes Segen bringt.

Er nennt diesen Ort „Angesicht Gottes“. Man kann das auch übersetzen mit „Präsenz Gottes“.

Die Präsenz Gottes bewahrt ihn davor am nächsten Tag mit all seinen Ängsten auf seinen Bruder loszugehen und verändert seine ganze Haltung!

In uns werden durch Medien und Berichterstattungen und auch durch das, was wir sehen und erleben viele Ängste geweckt und manchmal vielleicht auch geschürt.

Diese Ängste führen in uns ein Eigenleben und bringen uns dazu Dinge zu tun, die manchmal irrational oder etwas übertrieben sind. Aber wie Jakob möchten wir alle uns und unsere Lieben schützen.

Wenn wir mit all diesen Gefühlen auf unseren Nächsten losgehen würden, würde es wirklich ein Unglück geben. Und dieses Unglück erleben wir heute schon. Da gibt es Schauspielerinnen, die in den Medien verkünden, dass sie nicht mit Ungeimpften drehen würde. Da gibt es Berichte, die Ungeimpfte vor Körperkontakt mit Geimpften warnen. Da gibt es Stimmen aus der Politik, die spalten und verunsichern. Es wird gewarnt vor allen möglichen Gruppen unserer Bevölkerung, oder auch vor Haltungen oder Meinungen.

All das macht etwas mit uns! Das ist in unseren Köpfen und wir errichten Mauern gegen die vielen Esaus in unserem Leben, die eigentlich unsere Brüder sind! Schließlich kommt es dazu, dass wir in Jedem, der anders denkt oder aussieht einen Feind sehen!

Und zusätzlich haben wir alle, wie Jakob auch, in unseren Köpfen Situationen, in denen wir schon einmal verletzt worden sind. Und wir gleichen das ab mit ähnlichen Menschen oder Situationen, die wir heute erleben. Keine tolle Strategie zur Lösung von Konflikten und Problemen.

Wir wollen schließlich nicht mehr reden, mit einigen Menschen, ja, auf die Spitze getrieben erleben wir das, was in den letzten Tagen in Aschersleben geschah. Kinder werden fähig zum Mord. „Jetzt nervt sie nicht mehr,“ sagte der Junge, nachdem er seine Ex – Freundin umbrachte.

Und wir, wir müssen uns alle fragen: was hat er denn von uns gelernt? Was hat er an uns, der Gesellschaft, in der Schule etc. gelernt, was ihn dazu brachte, darin eine Lösung zu sehen. Er und viele Menschen haben in ihrem mentalen Werkzeugkasten Gewalt und stummschalten zur Problemlösung.

Wir alle müssen etwas tun und unseren Kindern zeigen, wie man mit unterschiedlichen Meinungen und den daraus resultierenden Ängsten umgeht. Die Politik ist uns hier keine große Hilfe!

Wenn wir nicht die einzige Lösung ergreifen, die uns dieser Bibeltext sagt, dann wird es ein großes Unglück geben!

Wir müssen mit unseren Ängsten in die Gegenwart Gottes gehen, vor sein Angesicht und dort mit anderen Meinungen „kämpfen“. Wir müssen immer wieder Gottes Nähe suchen und dort mit unseren Verletzungen, unseren Ängsten und allem, was uns belastet kämpfen! Ich meine damit, dass wir mit Gott darüber reden müssen! Ringen im Gebet nannten das früher schon erfahrene Gläubige.

Auch dieser Kampf wird an uns Spuren hinterlassen. Wir treten in bestimmten Punkten dann vielleicht nicht mehr so sicher auf, oder wir haben wiederum in anderen Punkten eine neue Sicherheit.

Aber die Begegnung mit unserem Bruder, mit dem, vor dem uns unsere Ängste warnen, in dem wir einen Feind sehen, wenn wir ihn allein durch die Brille unserer Verletzungen und Befürchtungen betrachten, diese Begegnung wird total entspannt!

Das bedeutet nicht, dass wir fortan mit ihm einer Meinung sind- überhaupt nicht. Auch Jakob und Esau gingen fortan lieber getrennte Wege, aber die große Dynamik aus Hass und Ängsten war verschwunden.

Das ist das, was ich mir für unsere Gesellschaft wünsche. Einen entspannten Umgang miteinander. Ich wünsche mir, dass wir einander begegnen in Neugier und nicht in Furcht. Nehmen wir die Spaltung unserer Familien, unserer Gemeinden, unserer Arbeitsbeziehungen nicht länger hin!

Versuche heute mit Gott darüber zu reden, was dich beschäftigt, was deine Meinung ist und welche andere Meinung dich ärgert oder wütend macht, oder dir Angst macht! Du wirst eine Veränderung bemerken.

Jeder von uns ist auf der Suche nach Wahrheit, nach einem Weg durch dieses Leben. Es wird leichter, wenn wir uns an den wenden, der es erfunden hat.

Sei gesegnet!

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: