Wie sieht die Bibel Frauen?

Wenn man diese Frage stellt, dann fragt man eigentlich: Wie sieht Gott Frauen?, denn die Bibel ist ja das Wort Gottes.

Wenn wir die Bibel aufschlagen, dann lesen wir, wie beide von Gott geschaffen werden.

Zuerst sehen wir, dass Gott den Mann und die Frau nach seinem Bild schuf. Hier gibt es keinerlei Wertung. Sie beide sind nach Gottes Bild geschaffen. Die Frau wurde etwas später geschaffen, weil der Mann gewissermaßen nicht vollständig war. Wir lesen in 1. Mose 2.18 das erste Mal, das Gott sagt: es ist NICHT gut. Es ist nicht gut, dass der Mann alleine ist, ich will ihm eine Gehilfin machen.

Das Wort, was hier im hebräischen für Gehilfin steht ist: ezer. Dieses Wort wird in der Bibel auch für Gott selbst gebraucht. Es ist ein Wort, was eine starke Macht beschreibt, eine mächtige Hilfe, eine militärische Macht, eine Armee.

Mose nutzt dieses Wort im Namen seines zweiten Sohnes Elieser, was bedeutet: „Der Gott meines Vaters ist meine Hilfe gewesen und hat mich errettet vor dem Schwert des Pharaos.“ 2. Mose 18,4

Hier sehen wir deutlich, dass er Gott selbst damit meint und eine außerordentlich mächtige Hilfe, die ihm gegen den mächtigsten Mann der damaligen Zeit geholfen hat.

In der Schöpfungsgeschichte wird uns die Absicht Gottes in der Frau folgendermaßen erklärt:

„Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei, ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.“ 1. Mose 2,18

Für manchen, der diesen Vers liest, hört es sich so an, als solle die Frau den Mann versorgen, ihn bekochen und um ihn herum für Behaglichkeit sorgen.

Das ist der ungünstigen Übersetzung und falscher Vorstellungen geschuldet und wir sollten unsere Meinung hier vielleicht etwas korrigieren. Das Wort, was hier im hebräischen steht ist: neged. Hier klingt schon etwas von der Bedeutung vielleicht an. Es bedeutet: gegen. Gott hat dem Mann in der Frau einen Gegenpart, eine Korrektur, eine andere Sicht gegeben.

Das ist ein Geschenk, was vielleicht nicht immer auf wirkliche Freude stößt. Aber eine Frau hat eine andere Sicht auf die Dinge und ihre Sicht soll dem Mann helfen. Gott sagt zu seinem Freund Abraham:

„Alles, was Sara dir gesagt hat, dem gehorche; denn nur nach Isaak soll dein Geschlecht benannt werden.“ 1. Mose 21, 12b

Sara hat einen besseren Blick auch in dieser spirituellen Angelegenheit und Gott fordert explizit Abraham auf, ihr zu gehorchen.

In einigen Kapiteln früher wird von christlichen Auslegern manchmal behauptet, dass Gott Sara tadelt, weil sie darüber lacht, dass ihr ein Kind versprochen wird, obwohl sie nach menschlichem Ermessen viel zu alt dafür ist.

Aber auch das ist eine falsche Auslegung. Saras Lachen finden wir in Kapitel 18, 12:

„Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: nun ich alt bin, sollte ich noch an Liebeslust denken und mein Herr ist auch alt.“

Aber wir lesen in Kapitel 17 bereits von Abrahams Verhalten, als Gott ihm das Kind verspricht:

„Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Soll mir mit hundert Jahren ein Kind geboren werden, und soll Sara, neunzig Jahre alt, gebären?“ 1. Mose 17, 17

Interessant, nicht wahr? Abraham hat schon viel früher gelacht und zwar krümmte er sich buchstäblich vor Lachen!

Wenn Gott also in Kapitel 18 Abraham anspricht: „Warum lacht Sara….Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein?“ , dann sehen wir hier deutlich, dass – wenn überhaupt – Abraham getadelt wird! Denn, wenn er Gott geglaubt hätte, dann hätte er Sara davon erzählt. So erfährt sie aber das erste Mal davon und lacht – überrascht, aber auch freudig aufgeregt.

Gott ehrt und liebt Frauen. Er spricht zu Frauen und begabt sie. Es gibt Prophetinnen in der Bibel und sogar eine Richterin. Das war damals die höchste Position in Israel.

Nun wird oft behauptet, dass die Bibel im neuen Testament lehrt, dass die Frauen zu schweigen haben. Ist das wahr? Auch hier müssen wir vielleicht wieder unsere Meinung korrigieren.

Zuerst sehen wir Jesus, der Frauen sehr achtet, der nicht zulässt, dass Frauen gering geachtet oder verurteilt werden. Wir sehen seinen Umgang mit der armen Frau, die beim Fremdgehen erwischt wird. Wir sehen, wie liebevoll er ist mit ihr und mit der Prostituierten, die ihn mit Öl salbt. Andere Rabbiner hätten Abstand gehalten von Frauen und ganz gewiss von solchen Frauen. Wir sehen, wie er mit der Frau aus Samarien am Brunnen redet, ja wie er sogar eine theologische Debatte mit ihr führt, sie voll und ganz ernst nimmt und wie liebevoll er für seine Mutter sorgt und sie Johannes anvertraut.

Es gibt Jüngerinnen in seinem Gefolge, die mitziehen und ihn unterstützen. Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Jesus jemals auf eine Frau herabgesehen hätte.

Im Judentum gibt es nicht nur Ehrfurcht vor den Vätern unseres Glaubens, sondern auch den Müttern gegenüber. Am letzten Samstag wurde in den Synagogen der Bibelext von Sara gelesen. Dieser Abschnitt ist nach ihr benannt: „Chaje Sara“ – zu deutsch: Das Leben Saras.

Viele, viele Menschen pilgern dann zu dem Grab der Glaubensmütter und zu ihnen wird genauso aufgesehen wie zu den Vätern.

Da Paulus ein Jude war und die Ehrfurcht vor den Müttern eingeprägt bekam, kann es nicht sein, dass er Frauen zum Schweigen verdonnerte.

Die fragliche Passage steht im Korintherbrief. 1. Korinther 14.

Wenn wir die Briefe in der Bibel betrachten, muss uns klar sein, dass das ursprünglich eine Konversation war. Ein schriftliches Gespräch. Paulus antwortet in seinen Briefen auf Fragen und geht auf Anliegen ein.

Wenn wir diese Briefe lesen, muss uns bewusst sein, dass wir hier nur eine Seite lesen. Ich habe es einmal erlebt, dass jemand aus einem telegramm – Gruppenchat rausgegangen ist. Er hat dann nachträglich alle seine Kommentare gelöscht. Las man die Unterhaltung dann, machte vieles keinen Sinn.

Wir haben einige Anhaltspunkte, dass es uns bei Paulus manchmal auch so geht. Wenn wir nur eine Seite einer Unterhaltung lesen, dann sind Missverständnisse vorprogrammiert. Professor Pinchas Shir weist darauf hin, dass es im alten griechischen Manuskripten keinerlei Anführungszeichen und dergleichen gibt. Wir können also manchmal schlecht sehen, wo Zitate stehen.

Schau dir in deiner Bibel doch einmal 1. Korinther 6, 13 an.

Dort steht: „Ihr sagt: die Speise dem Bauch und der Bauch der Speise, aber Gott wird das eine wie das andere zunichte machen….“

In vielen Bibeln fehlt dieses: „ihr sagt…“ es hört sich dann so an, als ob Paulus das sagt, dabei zitiert er hier und geht auf eine Aussage der Korinther in einem früheren Brief ein.

So ist es möglicherweise mit mehreren Stellen in diesen Briefen und Paulus werden Zitate zugeschrieben, die gar nicht von ihm sind.

Wir lesen also in 1. Korinther 14, 33 – 37 :

„33 Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wie in allen Gemeinden der Heiligen 34 sollen die Frauen schweigen in den Gemeindeversammlungen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz sagt. 35 Wollen sie aber etwas lernen, so sollen sie daheim ihre Männer fragen. Es steht einer Frau schlecht an, in der Gemeindeversammlung zu reden. 36 Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen? Oder ist’s allein zu euch gekommen? 37 Wenn einer meint, er sei ein Prophet oder vom Geist erfüllt, der erkenne, dass es des Herrn Gebot ist, was ich euch schreibe.

Viele Gelehrte und darunter auch Prof. Dr. Eli Lizorkin – Eyzenberg vom israelbiblecenter sehen darin ein weites Zitat der Korinther und Paulus Antwort darauf.

Denn, hier steht, dass die Frauen schweigen und sich unterordnen sollen, WIE AUCH DAS GESETZ SAGT.

Ja, welches Gesetz denn??? Wie wir gesehen haben, Gottes Gesetz nicht.

Aber: das römische Gesetz.

Auf wikipedia kann man nachlesen, dass die Frauen weder Vormund noch Bürge sein durften und keine politischen oder öffentlichen Ämter bekleiden durften.

Das war nach Gottes Gesetz aber problemlos möglich, wie wir sahen.

Wenn also in Vers 36 steht: „Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen?“, dann ist hier davon auszugehen, dass hier Paulus Entgegnung auf ihr Zitat kommt. Das Wort, was mit „oder“ übersetzt ist, kann man vielfältig übersetzen. In englischen Bibeln steht: What? Also: „Was? Ist etwa Gottes Wort von euch ausgegangen?“- was übrigens eine ironische Frage ist. Denn die Antwort lautet natürlich: Nein!

Paulus ordnet in den nachfolgenden Versen also an, dass alle sich bemühen sollen um prophetische Rede, Wissen von Gottes Wort und seine Auslegung und auch die Frauen Gaben von Gott bekommen haben, die sie nutzen sollen, ABER:

„Lasst aber alles ehrbar und ordentlich zugehen.“ 1. Korinther 14,40

Das ist Paulus Wunsch und Bitte in der Gemeinde, dass alles vernünftig und ordentlich abläuft, aber alle von Gott berufen sind ihren Anteil beizutragen. Und das es nicht biblisch ist irgendjemandem einen Maulkorb zu verpassen. Denn das entspricht nicht dem Wort Gottes!

Wir sehen also, dass Gott Männer und Frauen als gegenseitige Ergänzung geschaffen hat. Niemand soll den anderen als Feind betrachten oder als minderwertig.

Ich glaube persönlich, dass wir den größten Gewinn dann haben, wenn wir gleichberechtigt und gleichwertig, aber nicht gleichgeschaltet leben. Ich begrüße die Kampagne der Barmer Krankenkasse, die für eine Ungleichbehandlung von Männern und Frauen wirbt, denn Männer und Frauen sind nun mal nicht gleich.

Viele Medikamente werden nur an Männern getestet und sind für Frauen viel zu stark oder verkehrt. Frauen haben zum Teil andere Symptome bei Krankheiten.

Und dafür dürfen wir sensibel sein, uns einbringen dort, wo es unserem Wesen entspricht und auf die Art, die unserem Wesen entspricht und mit der Gabe, die wir von Gott bekommen haben.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Entdecken und Mut beim Ausprobieren und Gottes Segen!

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