Wie konntest du das zulassen…

… diesen Satz bekomme ich oft zu hören in letzter Zeit. Und noch öfter bekomme ich ihn zu sehen in den Blicken meines Gegenübers. Das geschieht immer, wenn ich erzähle, dass meine Tochter in Tel Aviv arbeitet. In Israel, in diesen Zeiten. Wie konnte ich das zulassen? Wie kann ich erlauben, dass sie – ein wunderschönes, blondes Mädchen sich in diesen Staat begibt? Als sie in der Apotheke, in Vorbereitung auf ihren Aufenthalt dort, ein paar Kleinigkeiten kaufte, wurde ihr gar geraten ordentlich Desinfektion mitzunehmen: „die nehmen es ja mit der Hygiene nicht so genau dort.“

So viele Vorurteile von Menschen, die nie dort gewesen sind. Wenn die besorgte Apothekerin wüsste, dass viele medizinische Errungenschaften genau dort aus Israel kommen, hätte sie dann anders reagiert?

Nun ja, wie konnte ich das zulassen? Erstens muss man festhalten, dass das „Kind“ 26 Jahre alt ist. Mir intellektuell weit überlegen und in jeder Hinsicht fähig eigene Entscheidungen zu treffen.

Zweitens würde niemand diese Frage stellen, der sie wirklich kennt. Denn seit Jahren brennt ihr Herz für das Land, für die Region und besonders für die politische Situation. Zugegeben, das Kind kommt nach dem verschwiegendsten Ehemann aller Zeiten und trägt sein Herz nicht auf der Zunge. Es hätte also Mühe gekostet mit ihr über das zu reden, was ihr wichtig ist. Seit Jahren hat sie einen Newsticker, kann hebräisch, einiges an arabisch und farsi und hat viele, viele Quellen, anhand derer sie die Situation einzuschätzen versucht und berichtet. So gut, dass ihr Korrespondenten der ARD, ZDF und WELT folgen. Sie hat einen unglaublich hohen Anspruch an sich selbst, ihr ist Wahrheit extrem wichtig. Und das ist in dieser Region wirklich nicht einfach herauszufinden.

Es ist ihr also auch mehr als zuzutrauen, dass sie die Situation dort besser die meisten anderen hier einschätzen kann.

Was in den meisten Fragen anklingt ist dann noch ein anderes Problem: Dir gehts doch nicht gut damit?! Und hier kommen wir einem verbreiteten Problem auf die Spur.

Wir als Eltern müssen komfortabel damit sein, was unsere Kinder tun. Da wird den Kindern ein Beruf ausgeredet oder gar versagt. Ich rede hier von erwachsenen Kindern.

Habe ich als Mutter ein Recht darauf, dass ich mich stolz, zufrieden und wohl fühle mit dem, was meine Kinder machen?

Ist es zumutbar, dass die Aktivitäten meiner Kinder mir die Ruhe, den Schlaf und meine Haarfarbe kosten?

Aber ist die Frage nicht anders herum zu stellen: ist es erlaubt Kinder in Formen und Wege zu pressen, die meinen Wünschen als Eltern entspricht, aber das Kind vielleicht unglücklich wird? Hier muss man gar nicht an Missbrauch denken, ich rede von dem, was so „normal“ ist. Das Kind muss zig Hobbys haben, die die Eltern gut finden. Das Kind muss studieren. Das Kind muss einen „ordentlichen“ Beruf lernen.

Die Kinder sind mir anvertraut. Sie gehören mir nicht. Ich bin für sie verantwortlich, ich muss ihrem Schöpfer eines Tages Rechenschaft ablegen. Aber sie sind eigenständige Wesen, kostbare Seelen, die ihren eigenen Weg und ihre eigene Bestimmung haben und die zu finden, dabei darf ich helfen.

Letztens las ich in einem Interview, dass eine Pflegekraft in der Altenpflege „Geduld, Empathie und eine gehörige Portion Leidensfähigkeit“ braucht. Genau wie eine Mutter.

Denn unsere Tochter ist ja nicht zufällig in Israel gelandet. Sie hat sich beworben und beworben, aber in Deutschland ist es für Psychologiepraktikanten schwer eine Stelle zu finden, weil die Psychologen und Psychiater restlos überfordert sind und sich nicht noch um einen Praktikanten kümmern können.

Es kam in den meisten Fällen also gar keine Antwort oder die Floskel, dass keine Kapazitäten da wären. Schließlich bekam sie eine Zusage an einer Schule mit behinderten Kindern zu arbeiten. Sie saß vor mir und berichtete davon. Ihre Körpersprache war eindeutig: zusammengesunken und gebeugt. Keine Freude.

Ich wusste, was los war und sprach sie behutsam darauf an. Sie kann keine Stelle annehmen, wenn sie der Gedanke daran schon kreuzunglücklich macht. Das ist dann nicht ihr Weg! Das ist nicht ihre Bestimmung! Wenn sie ihre Bestimmung gefunden hätte, hätte sie gestrahlt.

Ich musste meinen Mutter – Modus, der sie viiiel lieber an dieser Stelle gesehen hätte, beiseite schieben. Denn es geht hier nicht um mich!! Es geht nicht darum, ob sie jedes Wochenende zu Mama kommen kann, sondern ob sie die Bestimmung ihres Lebens findet.

Und so schlüpfte ich in mein „Coach – ich“ und stellte ihr Fragen, die sie schnell darauf brachten, dass sie doch sowieso den ganzen Tag mit Israel beschäftigt ist, indem sie die Nachrichten schreibt und auswertet, weil dafür ihr Herz schlägt. Warum nicht auch gleich dort arbeiten? Sie bewarb sich und bekam sofort die Stelle. Und sie strahlte.

In unserer Bibel gibt es einen Vers, über den ich viel nachdenken musste. In deutschen Bibeln ist es der letzte Vers des sogenannten alten Testaments. Tatsächlich ist es auch ein Vers, der auf das Ende der Zeit hinweist, wie wir sie kennen.

Gott verspricht vorher, bevor er die große Auswertung unserer Leben hier vornimmt, etwas ganz Großes geschehen zu lassen. Er wird einen Propheten schicken, also jemanden mit einer bestimmten Botschaft. Und diese Botschaft ist der Wahnsinn:

„Er wird die Herzen der Väter ihren Kindern und die Herzen der Kinder ihren Vätern zuwenden, damit ich bei meinem Kommen nicht das Land vernichten muss.“ Maleachi 3,24

Ein sehr interessanter Vers. In der „Hoffnung für alle“ steht einfach geschrieben:

„Er wird Eltern und Kinder wieder miteinander versöhnen…“

Aber wie?? Das hat diese „Übersetzung“ völlig unterschlagen. Zuerst werden die Herzen der Eltern sich den Kindern zuwenden.

Wir haben heute zwar völlig verwöhnte Kinder, aber eins haben sie oft nicht: das Herz der Eltern. Sie haben alles an materiellem vielleicht, aber die Eltern haben keine Zeit, andere Interessen. Mütter sind alleinerziehend, suchen nebenbei neue Partner und haben nicht mal Zeit dem Kind ein Pausenbrot zu richten. Viele bekommen nur Geld in die Hand gedrückt, sollen beim Bäcker etwas kaufen. Grundschüler. Letztens saß ich einige Zeit beim Arzt und mir gegenüber saß eine Mutter mit ihrem Kind. Ich habe noch nie so ein artiges Kind gesehen. Der kleine Junge spielte mit einem kleinen Motorrad mit einem Männchen drauf. Er vollführte Drehungen und Sprünge und machte Stunts auf dem leeren Stuhl neben ihm. Die Mutter spielte am Handy. Er bat immer wieder: „Mama, guck mal.“ Sie guckte nicht ein einziges mal. Erntete nur weiter Gemüse auf ihrem Handy. Virtuelles Gemüse – ohne jeden Wert. Ihr Herz hatte der Kleine nicht. Wir alle sind geprägt von der harten deutschen Erziehung. Johanna Haarer hat mit ihren Büchern ganze Arbeit geleistet. Die Ideologie der Härte wurde auch nach 1945 noch neu herausgebracht. Erst 1985 begann in der BRD eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Ideologie.

Unsere Generation ist noch geprägt von Sprüchen wie:

„Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst…“

„Kinder darf man sehen, aber nicht hören.“

„Schläge haben noch niemandem geschadet.“

„Wenn du jetzt nicht ruhig bist, lasse ich dich hier stehen.“ Und so weiter…

Kinder sollten funktionieren und zwar leise. Saßen wir im Gottesdienst nicht still genug wurden wir gekniffen. Disziplin und Strenge. Statt Herz und Erklärungen. Unsere Eltern waren noch viel weniger beneidenswert. Nachkriegsjahre voller Entbehrungen und traumatisierte Eltern, deren Herz schon lange gebrochen war.

Nun kommt eine neue Zeit! Unser Herz soll sich zu unseren Kindern neigen! Und dann wird sich das Kinderherz auch den Eltern wieder zuwenden. Denn das sehen wir doch auch überall: Kinder achten und lieben ihre Eltern nicht. Sie rebellieren von klein auf. Und Gott verspricht, dass sich das ändern wird. Aber es fängt mit den Eltern an. Ich höre meinem Kind zu, ich achte mein Kind, ich respektiere seine Entscheidungen, ich unterstütze…. das sind meine Aufgaben.

Wie oft haben wir den Kindern gesagt: „Das Leben ist kein Wunschkonzert!“

Aber das ist es auch für uns Eltern nicht. Wir dürfen nicht die Kinder manipulieren und in unsere Formen pressen oder uns andere Kinder wünschen. Die, die uns anvertraut wurden sind ein Segen, ein Geschenk und Herausforderung an der auch wir wachsen und reifen.

Wir haben kein Recht zu verlangen, dass die Kinder uns unterstützen und das sie tun, was wir wollen. Unsere Aufgabe ist es die Kinder zu schützen, zu unterstützen und ihnen zu sagen, dass ihr Leben hier einen Grund hat und sie auf dieser Erde eine Aufgabe haben. Diese Aufgabe ist nicht uns glücklich zu machen!!!

Kein Kind ist für Glück und Zufriedenheit seiner Eltern verantwortlich!

Interessant ist auch an diesem Vers, welch große Bedeutung Gott dieser Beziehung beimisst. Und wie sehr er sich wünscht, dass wir als Eltern anfangen diese Beziehung in Ordnung zu bringen. Er sagt, dass er diese Botschaft senden wird vor den Tagen der Rechenschaft, damit er bei seinem Kommen nicht das Land vernichten muss.

Krass! Oder? Die Eltern -Kind -Beziehung ist für Gott echt eine Herzensangelegenheit. Sie geht weit darüber hinaus Kinder zu ernähren und zu kleiden und mit ihren Erfolgen zu prahlen. Und sie geht von den Eltern aus. Die Eltern tragen die Verantwortung für diese Beziehung und nur sie können diese Beziehung verbessern und das sage ich vor dem Hintergrund, dass ich vierfache Mutter bin und mit dem Wissen, dass heute viele, viele erwachsene Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen.

Ich hoffe, dass diese Botschaft von Gott bald ankommt und die Herzen der Eltern wieder zu ihren Kindern gekehrt werden. Denn nur so kann eine Veränderung gelingen.

Wir können unser Bestes tun um diesen Kurs bereits jetzt einzuschlagen. Trotz allem, was auch an negativer Prägung noch in mir steckt. Und obwohl ich mir wünschte, ich könnte die Kinder behüten vor allem, damit ich mir keine Sorgen machen muss, lasse ich sie gehen – ihren eigenen Weg und ich unterstütze sie. Ich bin ihre Fankurve, ich bin für sie. Mögen sie frei sein von meinen Erwartungen und von Missbilligung und von meinem Urteil.

Mögen sie frei sein ihren Weg zu gehen, aufrecht und sicher, glücklich in ihrem Beitrag für diese Welt, im Einklang mit ihrem Schöpfer!

Das wünsche ich besonders meinen Kindern, aber letztlich jedem Kind dieser Erde.

Wer Interesse hat an den Nachrichten aus Israel und der Region, findet hier die links zum Nachrichtenticker unserer Tochter:

WhatsApp-Gruppe:
https://chat.whatsapp.com/D7lnIy2IlTa9vjNA6cMNtr
Telegram-Kanal:
https://t.me/israelticker
Twitter/X:
https://x.com/israelticker

2 Kommentare zu „Wie konntest du das zulassen…

Hinterlasse eine Antwort zu tinemueller Antwort abbrechen