Seit einiger Zeit geht mir ein Bibelvers nicht aus dem Sinn. Kennst du das, wenn dich ein Gedanke nicht loslässt?
Ich versuche ja mich von Nachrichten fern zu halten. Aber man kommt oft nicht drum herum. Krieg und Drohungen zwischen Völkern und Nationen und Hass und Gewalt….all das hören wir doch ständig. In der letzten Zeit aber hörte ich in meinem Kopf, wenn mich eine solche Nachricht erreichte, immer folgende Worte:
„…und sie werden nicht mehr lernen Krieg zu führen.“
Da mich diese Zeile nicht mehr los ließ, musste ich natürlich nachsehen, WO in der Bibel das steht. Und ich war überrascht, festzustellen, dass es sogar zweimal!! drinsteht.
Wir finden diese Wortgruppe in den Propheten. Zwei Propheten haben für die Zukunft diese Vision, diese Zusage bekommen! Das bedeutet, dass es sehr, sehr sicher ist und bei Gott feststeht. Der Prophet Jesaja und der Prophet Micha beschrieben ein und dasselbe Szenario. Während Jesaja als ein großer Prophet beschrieben wird, was durch den Umfang seiner Prophetien noch unterstrichen wird und durch sein regelmäßiges Auftauchen am Königshof, ist Micha eher ein kleiner Prophet. Sein Buch ist längst nicht so umfangreich und er ist eher ein Mann des Volkes gewesen.
Aber beide haben sie diese Passage drin. Die Passage, die mich nicht los lässt. Es geht in diesem Abschnitt um die „letzten Tage“. Eine ferne Zukunft, die aber erstaunliche und wunderbare Dinge bereithält.
Für mich war in den letzten Wochen die Frage: Wenn niemand mehr lernt Krieg zu führen, bedeutet das dann gleichzeitig auch Frieden?
Sicher, Soldaten lernen Krieg zu führen, was ja auch der Verteidigung des Landes dient. Wer lernt noch Krieg zu führen? Die Jugendcamps der Hamas, in denen Hass und töten gelehrt wird, oder auch andere kriegerische Gruppierungen dieser Welt, die bereits Kindern das hassen und töten beibringen, wird es nicht mehr geben. Gut. Ist dann Frieden?
So einfach ist das natürlich nicht. In Jesaja 2, 2 – 5 und Micha 4, 1-5, wird noch mehr beschrieben.
Es geht darum, dass wir Recht lernen sollen. Gott wird richten und wir werden sehen, wie Recht wirklich aussieht. Wissen wir das – oder doch nicht so genau? Wer legt denn den Maßstab dafür fest?
In einem Bibelabschnitt, den wir im letzten Gottesdienst lasen, steht ein relativ trockener und langweiliger Vers. Da steht drin, wieviel Richter und Schlichter Mose berief und im Volk einsetzte.
Normalerweise überlese ich solche Verse gerne, weil Zahlen nicht so mein Ding sind. Aber diesmal wusste ich schon aus einem Kommentar, wieviel Leute da als Rechtssprecher eingesetzt waren und das hat mich fast vom Hocker gehauen. Also ließ ich die Mathebegabten der Gemeinde nachrechnen und auch hier gab es großes Erstaunen. Was schätzt du, wieviel Richter und Schlichter gab es bei 1000 Leuten?
Über 1000 Menschen waren 131 Leute eingesetzt, die hier jeden Streit und jede Meinungsverschiedenheit schlichteten. Nun könnte man ja mit Mose sagen: meine Güte, was ist das für eine streitlustige Meute, dass sie so viele Menschen benötigten, die hier wieder Ruhe reinbrachten??
Aber wenn ich mich so umsehe, dann denke ich, dass das ganz normale Leute waren…Menschen, wie wir alle.
Und es gab Frieden, weil Ansprechpartner da waren! Jede Menge, denn es war viel Arbeit!! Jede Mutter mit mehreren Kindern in einem gewissen Alter kann bestätigen, wie oft sie am Tag schlichten muss. Für eine Schulklasse mit 30 Kindern hätte es mindestens 3 Schlichter gegeben.
Es wurde vielleicht nichts unter den Teppich gekehrt. Es wurde GEKLÄRT!
Ich las letztens über eine Studie der Universität Halle – Wittenberg, dass sich jedes fünfte erwachsene Kind von seinem Vater entfremdet, kaum oder gar keinen Kontakt hat und jede zehnte Mutter – Kind- Beziehung ist ebenfalls betroffen.
Nun ist die Beziehung zu meiner Mutter ebenfalls betroffen und ich habe im Laufe der letzten Jahre jede Menge Rat – „Schläge“ bekommen. Das meiste lässt sich so zusammenfassen: dass es völlig egal ist, was die Mutter gemacht hat oder wie sie ist, als Kind hat man das zu ertragen, man wahrt den Schein und spielt eben „Heile – Welt“.
Eine Beziehung, wo gestritten und geklärt und versöhnt und aufgearbeitet wird, ist nicht erwünscht. Aber hat man damit wirklich Frieden? Ist der Schein denn dann die Realität?
Warum sollte ich das vorspielen, anstatt an wahrem Frieden zu arbeiten und an Verständnis? Das verstehe ich nicht. Und so spiele ich nicht mit.
Wie viele Familien sind betroffen von schwelenden Konflikten, von unausgesprochenen Verletzungen, Kränkungen im Verborgenen? Ich bin damit aufgewachsen. Mit dunklen Vermutungen, Andeutungen, wenn der Damm mal brach. Jähzorn und Eskalation, wenn der Deckel nicht schnell wieder drauf ging auf das Fass, was so viel an Trauer, Wut und Fragen enthielt.
Gott wird richten und Gott wird Recht sprechen in Zukunft. Es werden Dinge aufgearbeitet werden müssen, in Ordnung gebracht werden müssen. Es geht nicht, zu sagen: nun vertragt euch einfach. Nein, es sind Befindlichkeiten und Schmerzen und Verletzungen, über die geurteilt werden muss. Und das haben wir verlernt. Wir im kleinen und das spiegelt die Welt im Großen wieder.
Ich habe letztens eine email des Direktors meines Sohnes bekommen, die mir das bestätigt hat.
Der Direktor eines Gymnasiums ist gezwungen eine email zu schreiben an alle Eltern, woraus hervorgeht, wie wir uns in Konfliktsituationen verhalten. Es war genau aufgelistet, wie man vorgehen soll, wenn das Kind sich zum Beispiel ungerecht behandelt fühlt.
Wir sind nicht mehr in der Lage Konflikte vernünftig zu händeln. Wir haben verlernt zu streiten ohne zu verletzen, wir haben verlernt zu richten und zu schlichten. In den Familien, auf der Arbeit und überall. Es geht nicht um das, was heute unter Diplomatie verstanden wird, nichtssagende Sätze. Es geht um Ehrlichkeit, um authentisch Leben und reden. Es geht um wahren Frieden.
Ich würde mir sehr wünschen, wenn wir das wieder lernen und üben. Alles auf den Tisch! Ehrlich sagen, was stört, aber respektvoll und das fängt in der kleinsten Zelle an: der Partnerschaft.
Mein Mann und ich haben in diesem Jahr einige Dinge bearbeitet, die wir uns nie gesagt haben. Wir haben uns besser kennengelernt und gestaunt. Es ist ein spannender Weg zu lernen, wenn man vom Partner hört: „Liebling, das mag ich eigentlich nicht, das habe ich nur dir zuliebe gemacht.“
Es gibt in Amerika eine Frau, die lehrt Partnerschaft und Verständnis zwischen Mann und Frau. Sie heißt Alison Armstrong und lehrt ein „Spiel“, was wir in der Familie spielen.
Es heißt: „Mach einen Deal!“
Gerade wir Frauen haben doch oft geheime Wünsche oder Vorstellungen und trauen uns nicht, diese zu äußern, weil wir für uns bereits entscheiden haben: das geht sowieso nicht! Und dann grollen wir innerlich oder werden unzufrieden. Und da haben wir es bereits: Unfrieden. Es entsteht zuerst in uns und dann um uns herum Unfrieden.
In diesem Spiel sagt man also: „Wenn es nur nach meinem Willen gehen würde, dann….“ und dann beschriebt man dem Partner möglichst genau, was man sich wünscht. Anschließend ist der Partner dran und dann macht man einen Deal und das klappt oft überraschend gut. Weil man es ruhig sagen kann und ohne, dass man bereits aufgebracht ist.
Wir lehren also auch unsere Kinder Krieg zu führen, wir müssen dafür gar nicht weil gucken, das ist auch hier in jeder Familie so. Wir lehren sie Dinge nicht zu sagen, wir lehren sie zu denken Männer sind….oder Frauen sind…. Wir lehren Vorurteile, wir bringen ihnen nicht bei, wie Konflikte gelöst werden, bis ein Schuldirektor eine Anleitung plus einer Schautafel schicken muss, wie Dinge geklärt werden.
Wir bringen ihnen bei schlechte Google – Bewertungen abzugeben, anstatt zu reden. Wir bringen ihnen höfliche Lügen bei und nicht, wie man höflich ehrlich ist.
Es ist Gott so wichtig. Es ist ihm so wichtig, dass Frieden aus Klarheit und Versöhnung und Ehrlichkeit entsteht und nicht aus Stille und Falschheit und viel Dreck unterm Teppich.
Gott hat in seinem Wort so viele Regeln gegeben, wie man sich bei Problemen verhält. Da ist er sich mit dem Schuldirektor absolut einig: „wo Menschen gemeinsam leben, arbeiten und lernen gehören Fehler, Verständnisprobleme und unterschiedliche Wahrnehmungen gleicher Sachverhalte zum Tagesgeschäft.“
Machen wir uns also auf und klären und schlichten wir. Sagen wir ehrlich, was los ist. Sagen wir ehrlich, was wir mögen und was nicht.
Das nächste, was wir in dem Bibelabschnitt dieser Woche lernen ist: wir haben kein Recht darauf zornig zu werden. Ist das nicht auch etwas, was unsere Kinder von uns lernen? Papa vergisst was einzukaufen und Mama ist sauer. Der macht das – also bin ich wütend.
Die Bibel lehrt uns, dass das keine schlüssige Kausalkette ist!
Mose schlägt auf den Felsen vor Wut, und er wird bestraft. Wir dürfen also keine Teller zerschmettern vor Wut oder sogar Kinder schlagen vor Wut oder den Partner anschreien.
Wir geraten in Wut, ja das ist wahr und traurig. Unsere Gefühle sind verletzt und wir drehen durch. Aber so soll es nicht sein!! Wir haben kein Recht auf Wut und Depression, wenn Dinge anders laufen. Wir haben das Recht, um Klärung zu bitten.
Wir haben das Recht „Autsch“ zu sagen, wenn wir verletzt sind. Auch hier hat die Bibel dann ein „Protokoll“, wie wir uns verhalten, wenn keine Einsicht da ist und Klärung unmöglich ist. Komischerweise ist genau dieses Protokoll gesellschaftlich eher nicht akzeptiert. Es gibt dann eine ehrliche Trennung.
Ich denke, es würde gerade bei den psychischen Problemen unserer Zeit helfen, wenn wir sehen würden, wie viele dieser Probleme entstehen, wenn wir verdrängen und unter den Teppich kehren und nur die Fassade polieren.
Wie wohltuend für Körper und Seele ist ein Friede, der echt ist. Wo es nicht hundert ungesagte Dinge gibt und Groll und Verbitterung, sondern wo echte Versöhnung geschehen ist und Aussprache.
Bei Autisten gibt es ja manchmal das Phänomen, dass sie nicht lügen können. Kürzlich hörte ich von einem Autisten, der gefeuert wurde, weil eine Abteilung diese Chance genutzt hatte um Geheimnisse aus ihm herauszubekommen.
Müsste man nicht die Mitarbeiter der anderen Abteilung feuern? Was herrscht hier für Recht, wenn wir Menschen, die ehrlich sind opfern, für so falsche und fiese Schlangen?
Will ich wirklich einen Weg gehen, den ich nur erreichen kann, wenn ich meine Prinzipien aufgebe? Will ich meine Kinder das lehren? Will ich meine Kinder lehren immer zurückzustecken und das Märtyrersyndrom zu hegen mit viel Groll und Kopfschmerz und Depression oder will ich Ihnen zeigen, wie man ehrlich zu seinen Bedürfnissen steht, gut auf sich achtet und sein Wohl nicht aus den Augen verliert?
Ist es auf Dauer nicht besser Gottes Weg zu lernen, von ihm zu lernen, was Recht ist und das in meinen Alltag mitzunehmen? Das ist auf jeden Fall der Weg der Zukunft! Das ist das, was kommen wird und wenn wir das jetzt schon lernen, sind wir sicher unserer Zeit voraus, aber absolut auf dem Weg in eine rosige Zukunft! Und es wird uns und auch unseren Beziehungen besser gehen. Zumindest den meisten.