Was kann ich schenken?

In den vergangenen zwei Wintern habe ich viele handgeschriebene „Lebenslust – Briefe“ in der Stadt verteilt. Das habe ich dieses Jahr noch nicht getan. Ich fragte mich: Hat nicht jeder genug zu lesen? Was flattert uns alles in Haus an Angeboten, Spendenbettelbriefen und Werbung….

In diesem Jahr habe ich Plätzchen und Stollen – Tüten verteilt. Aber satt ist hier doch nun wirklich auch jeder?! Aber trotzdem habe ich die Postfrau, die Rossmann – Verkäuferin, die Physiotherapeutin, Arbeitskollegen, Nachbarn und das Edeka – Team mit Selbstgebackenem versorgt. Es ist ein großer Unterschied zwischen industriell gefertigten Backwaren und selbst gebackenem.

Wir sind wirklich übersättigt von Worten, die ständig auf uns einprasseln – aber uns fehlen doch gute, aufbauende, motivierende, liebevolle Worte. Besonders handgeschriebene Worte sind selten geworden heute.

Und so, wie wir Massen an chemischen Lebensmitteln, stark verarbeiteten Lebensmitteln haben – fehlt uns echtes Essen. Echtes mit Liebe zubereitetes Essen.

Ich fand einen Spruch: „Was die Welt braucht sind nicht mehr erfolgreiche Menschen, sondern mehr Menschen, die Frieden stiften, heilen, wiederherstellen, Geschichten erzählen und lieben.“

Was in handgeschriebenen Briefen, in selbst gebackenen Plätzchen und selbst gekochten Suppen und in einem liebevollen Umgang steckt ist: Zeit und mein Herz. Durch die Hektik und den Stress haben wir gar keine Ruhe um unser Herz sprechen zu lassen. Geschichten erzählen geht nicht auf die Schnelle, Frieden stiften gibt es nicht im industriellen Schnellverfahren.

Wir brauchen Zeit um uns selbst zu spüren, zu hören, was unser Herz sagt und es weiterzugeben.

Jetzt sollte eigentlich die ruhige, besinnliche Zeit des Jahres sein. Aber das ist sie nicht. In meinem Kopf ist so viel woran ich denken muss: das Wichtelgeschenk, was der Jüngste morgen mitnehmen muss, die Geburtstagsfeier übermorgen, vorher der Gottesdienst, den ich halten muss/darf, nächste Woche der Gottesdienst im Seniorenheim, kranke Familienmitglieder und Freunde, schwierige Verhältnisse auf der Arbeit und vieles mehr….

Wo bleibt da Zeit, um Begegnungen zu schaffen, die bedeutsam sind?

Gestern sagte mein Sohn zu mir: „Mama, die Geigenlehrerin will immer noch mit dir reden am Abschluss der Stunde und du drehst dich einfach um und gehst!“

Ups. Ich hab das gar nicht mitbekommen, weil: ich den Autoschlüssel suchte in meiner großen Handtasche, ich mit den Gedanken schon ganz woanders war, die neue Geigenschülerin ja auch schon da war….

Wie können wir es schaffen einander achtsam zu begegnen? Liebevoll und zugewandt?

Der liebevollste Ehemann von allen und ich haben in diesem Jahr einen Adventskalender mit Aufgaben.

Letztens hatten wir die Aufgabe: „Wirf mit Freundlichkeit um dich, als wäre es Konfetti.“

Seitdem arbeiten wir daran. Unser Konfetti rieselt eher spärlich.

Wäre die Aufgabe: „Rege dich auf, dass die Funken sprühen“, so wäre das sehr einfach. Das können wir momentan beide recht gut. Wenn wir Nachrichten sehen zum Beispiel. Wir können uns gegenseitig wunderbar Videos schicken, über die man sich gut aufregen kann. Aber seitdem der entspannteste Ehemann von allen morgens und abends seinen Blutdruck misst und wir mit Mistel, Weißdorn, Olivenblättern und anderen tollen Helfern gegensteuern, frage ich mich, ob das wirklich gut und hilfreich ist. Sicher, es verbindet irgendwie sich gemeinsam zu ärgern. Aber das scheint ein sehr schnell verpuffender Effekt zu sein.

Wenn ich mich ärgere und mein Mann versucht mich zu beruhigen, dann macht er damit aber auch alles nur noch schlimmer. DANN rege ich mich erst richtig auf und habe den Eindruck ihm deutlich zeigen zu müssen, wieso IHN DAS AUCH aufregen sollte.

Ich denke, ich brauche Zeit um etwas Schönes, Ermutigendes zu finden. Nicht das, was irgendwelche Algorithmen mir vorschlagen.

Heute ist im Adventskalender eine gegenseitige Fußmassage dran. Handarbeit und Zeit füreinander. Gespräche und Gemeinsamkeit.

Fing der ganze Techniksegen nicht an, DAMIT wir mehr Zeit haben für die wichtigen Dinge? War das nicht das, was die Technik uns versprach? Wofür haben wir denn nun mehr Zeit?

Letztens erzählte mir eine Bewohnerin, dass sie 13 Geschwister hatte. Sie sagte, dass die Mutter oft in der Waschküche stand. Wir drücken nur noch Knöpfe und es wird gewaschen und getrocknet. Wir haben meist auch keine 14 Kinder.

Wo geht unsere Zeit hin? Was sind die wichtigen Dinge, für die wir nun Zeit haben? Oder liegt es daran, dass wir nicht damit umgehen können? Treffen wir die falschen Entscheidungen mit unserer Zeit?

Ich wünsche mir Ruhe, Zeit um mein Herz in Begegnungen und Gespräche zu legen. Zeit um zur Ruhe zu kommen und mein Herz zu spüren. Zeit, um zu hören, was andere Herzen sagen. Geschenke zu finden, die von Herzen kommen.

Der Grundstein von allem ist aber nicht Zeit und nicht Ruhe, sondern Frieden. Wir brauchen Frieden. Zuerst in uns drin, dann mit allen unseren Lieben, unseren Nächsten und schließlich weitet sich der Kreis. Menschen, die Frieden, die ZuFRIEDENheit ausstrahlen, sind die nicht etwas ganz besonders Schönes? Deshalb lohnt es sich zuerst am Frieden zu arbeiten.

Friede ist das, was diese Welt und jeder Mensch am dringendsten braucht. Zuerst Frieden mit unserer Lebensgeschichte, mit unserem Aussehen, mit unseren Begabungen, mit unserem Versagen. Ein mir nahestehender Mensch arbeitet nun im Rentenalter seine Vergangenheit auf. Diese unbewältigte Vergangenheit hat viel Unfrieden gebracht. Die Methode des unter den Teppich kehrens schafft keinen Frieden sondern Stolperfallen.

Frieden – ein absolutes Wohlgefühl mit allem, was ist und war und sein wird. Wie entsteht das? Das ist tatsächlich ein Wunder. Das können wir aus uns selbst nicht erzeugen.

Dazu brauchen wir eine höhere Macht als uns selbst. Frieden mit dem was war, entsteht nur, wenn ich vertrauen kann, dass es alles nur zum Besten diente. Frieden mit dem, was ist entsteht nur, wenn ich abgeben kann, loslassen kann und Blick und Hände frei bekomme für andere. Frieden mit dem, was sein wird, entsteht nur, wenn ich mich und alles einem anvertrauen kann, der es besser weiß als ich.

Und dafür brauche ich Zeit. Zeit um darüber zu reden. Mit dem einen, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in seinen Händen hält. Denn, das ist sein Name. Der Bündnisname Gottes wird in dem Großbuchstaben JHWH wiedergegeben. Im deutschen ergibt das null Sinn. Im hebräischen erkennen wir hier, dass der, der war, auch ist und immer sein wird. Er ist bei seinen Menschen und für seine Menschen, damit seinen Menschen für andere Menschen sind, ihre Herzen einsetzen um Liebe zu geben und viel freundliches Konfetti zu verbreiten. Dazu hat jeder andere Begabungen. Das kann schreiben, backen, basteln sein. Oder einfach umarmen. Eine Freundin hat Seife selbst gemacht und drückte mir zwei dieser duftenden Beweise ihrer Liebe letztens in die Hand. Immer da, wo wir liebevoll an andere denken, uns Zeit nehmen um Liebe zu geben, da erleben wir wahrhaftig den Himmel auf Erden. Und den Himmel auf die Erde holen wir in täglichen Gesprächen mit unserem Schöpfer. Keine Angst: er kennt uns durch und durch und er liebt uns trotzdem.

Ich wünsche dir eine friedliche Zeit, Ruhe und Besinnlichkeit, möge all dein Tun und sagen Bedeutung haben, Hoffnung schenken und heilen.

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